Dienstag, 24. Juli 2007

Selbsterfahrung (von) Virtuosität?

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Für gewöhnlich findet man jemand anderen virtuos – nicht sich selbst.

„Das ist virtuos!“ – diese Zuschreibung ist verbunden mit einer Aufführungssituation, sei es auf einer Bühne, an einem öffentlichen Ort oder auf intimeren, aber niemals völlig privaten Alltagsszenen (selbst wenn ich meine Geliebte virtuos finde – sie kombiniert z.B. virtuos das Deutsche und Japanische zu einer eigenen Sprache –, öffnet dieses Urteil „virtuos“ den Raum unseres Zusammenseins für einen Augenblick und lässt eine gewisse Öffentlichkeit herein).

Aber wie erlebt der Virtuose selber das, was er tut?

Gibt es (wenn man einmal die Bescheidenheit weglässt, sich von den sozialen Idiomen der Selbstbeschreibung löst) nicht Momente, in denen man durchaus das Gefühl hat, virtuos zu sein? Wo man sich gewissermaßen selbst von außen beobachtet, sich als Akteur an einer imaginären inneren Rampe stehen und...das tun sieht?

Jeder kennt vermutlich das Erlebnis von Geläufigkeit: Man führt etwas oftmals wiederholt aus, und irgendwann kann man es tun, ohne sich weiter darauf konzentrieren zu müssen. Es „geht von selbst“. Vielleicht stellt das den Einsatzpunkt für die Selbsterfahrung von Virtuosität dar. Die eigene Aufmerksamkeit wird damit frei für etwas anderes.

Wenn ich einen Vortrag zu oft übe (und zwei oder drei Mal ist mitunter schon ‚zu oft’), kann es beim Halten passieren, dass ich mich innerlich halb von mir selbst abtrenne, während ich spreche. Ich verfolge die Bewegung meiner Rede schräg von der Seite. Es ist weniger ein Sich-sprechen-Hören als ein Sich-reden-Sehen – die Sprache wird ganz Bewegung.

In einer schlechten, z.B. übermüdeten Verfassung stehe ich nur da und lasse den Vortrag ablaufen, erstaunt darüber, dass es trotzdem nach ganz normalen, sinnvollen Sätzen klingt, obwohl ich nicht dabei bin. An einem guten Tag dagegen empfinde ich dieses Daneben-Stehen als eine besondere Leichtigkeit und Freiheit – als Freiheit, etwas zusätzlich zu machen: Ich kann dann etwa beim Aussprechen sanft über das Gesagte hauchen. Oder Pausen einfügen, ohne anzuhalten, sie dem Redestrom wirklich hinzufügen.

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Das wäre von einem Schauspieler ein geläufiges Statement. Für einen Wissenschaftler ist es dagegen, wie man sich denken kann, kein durchweg angenehmes, sondern ein sehr ambivalentes Gefühl. Es euphorisiert. Aber der Spaß am Zusätzlichen (und daran, dass das Auditorium darauf reagiert) täuscht nicht darüber hinweg, dass dieses Mehr nur möglich ist, weil ich auf der elementaren Ebene den Anschluss an den Sinn meiner Worte verloren habe. Ich bin gerade virtuos – denn ich denke nicht, was ich sage, denke es mit dieser Wiederholung des Wortlauts nicht noch einmal, sondern beschäftige mich ausschließlich damit, wie sich die Performance des Redens steigern lässt. Und entsprechend verlegen ist meine Haltung gegenüber dem Publikum: Jemand in mir will, dass alle es merken. Und jemand hofft, dass niemand es merkt.

***

eine andere Art von Daneben-Stehen beim Vortrag

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